Werfen Sie Ihr Geld nicht aus dem Fenster

In der Architektur hat das Fenster eine besondere Rolle. Und das unter mehreren Aspekten. Zum Einen wird jedes Detail im Gesamtbild einer Fassade sichtbar und trägt so maßgeblich zum Bild und Charakter eines Gebäudes bei. Weiterhin bestimmen wirtschaftliche, ökologische und energetische Aspekte, Funktionalität und Material die Qualität von Fenstern.

Die sorgfältige Planung der Baukörperanschlüsse von Fenstern, Außentüren und Fassaden durch den Gebäudeplaner, legt den Grundstein für eine reibungslose, fachgerechte und wirtschaftliche Ausführung und trägt damit wesentlich zur dauerhaften Gebrauchstauglichkeit der Elemente bei.

Hauptkriterien neuer Fenster

    • Optik
    • Material
    • Behaglichkeit
    • Funktionalität
    • Energieeffizienz
    • Luftdichtigkeit
    • Maßlichkeit
    • Qualität des Einbaues
    • Sicherheit
    • geringerr Wartungsaufwand
    • Nachhaltigkeit

Erfahrungen aus der Gutachterpraxis zeigen, dass Ursachen für Reklamationen, Mängel oder Schäden häufig Ihren Ursprung in der Qualität und Ausführung des Einbaues liegt.

Auswahlkriterien der Fenster- und Rahmenmaterialien
Form, Farbe und Material der Fenster/Rahmen sollten zu dem Gesamtbild des Hauses passen.
Es gibt drei unterschiedlich einsetzbare Hauptmaterialien:

    • Holz
    • Kunststoff
    • Aluminium

Holz ist auf Dauer wartungsintensiver, besitzt dafür aber hohe Isolier- und Festigkeitswerte. Eine Instandsetzung von Holzrahmen/-fenster ist jederzeit möglich. Bei Kunststoff und Aluminium ist es dagegen schwierig. Meistens muss ein Rahmen bzw. Fenster bei Beschädigung komplett ausgewechselt werden. Hinzu kommt bei diesen Materialien das Entsorgungsproblem. Kunststoff besitzt gute Isolier- und Festigkeitswerte und ist weitgehend wartungsfrei. Aluminium ist ebenfalls wartungsfrei, jedoch weniger wärmedämmend als Holz oder Kunststoff. Kombinationen aus Aluminium-Holz oder Holz-Kunststoff sind jederzeit möglich.

Wählen Sie auch die richtige Verglasung für Ihre Belange, z. B. Wärmeschutz-, Schallschutzverglasung…

Fensterarten

Einfachfenster
Das Einfachfenster ist die gebräuchlichste Fensterbauweise, die aus einem einteiligen Flügel besteht.
Energiesparende Verglasung: Zweischeiben-Wärmeschutz-Isolierverglasung
Dreischeiben-Wärmeschutz-Isolierverglasung

Verbundfenster
Der Flügelrahmen besteht aus je einem miteinander verbundenen Außen- und Innenflügel, die in der Regel mit Einfachverglasung ausgestattet sind. Durch einen Scheibenabstand von 40 bis 70 mm wird ein gegenüber herkömmlicher Isolierverglasung leicht verbesserter Dämmwert erzielt.
Energiesparende Verglasung: ein inneres Fensterglas und ein äußeres Wärmeschutz-Isolierglas (oder umgekehrt bei denkmalgeschützten Gebäuden)

Kastenfenster
Sie bestehen aus zwei getrennten Flügeln mit mind. 10-15 cm Abstand, die durch das umlaufende Futter verbunden und meist mit Einscheibenverglasung ausgestattet sind. Die Flügel müssen nacheinander geöffnet werden. Mit dieser Konstruktionsart können gute Wärmedämmwerte erreicht werden.
Energiesparende Verglasung: Verglasungsarten sind: Fensterglas innen, Wärmeschutz-Isolierglas außen

Kasten- und Verbundfenster eignen sich hervorragend für die Erhaltung historischer Fassaden, weil der Einbau originalmaßstäblicher Sprossen möglich ist.

Passivhausfenster
Passivhausfenster bestehen aus dreifach verglasten Fenstern, mit einer Füllung aus Edelgas und einer speziellen Beschichtung zur Wärmereflexion nach innen. Durch die Optimierung der Glasflächen ist der Fensterrahmen das Bauteil mit den größten Wärmeverlusten. Daher ist bei Passivhausfenstern auch der Rahmen speziell gedämmt.
Passivhausfenster besitzen einen niedrigen U-Wert (also hohen Wärmeschutz) und einen hohen g-Wert (sie lassen viel Sonnenlicht durch). In Zahlen ausgedrückt beträgt der Wärmeverlust 0,5 bis 0,8 W/m²K (Watt pro Quadratmeter Kelvin).
Selbst bei Frost sinkt die innere Oberflächentemperatur nicht unter 17 °C. Nur mit solchen Fenstern kann das Passivhaus genügend Wärme speichern und auf eine “aktive” Heizung verzichten.

Qualität hat ihren Preis: Nach einer Studie des ILS NRW machen die Fenster sage und schreibe fast 10 % der Bauwerkskosten aus. Im Schnitt bezahlten die Bauherren 122 € pro Quadratmeter Wohnfläche für die Fenster. Die als günstig geltenden Kunststoffrahmen zeigten sich überraschend teurer als Holzrahmen.

Bei Fenstern kommt es nicht nur auf die Verglasung an.
  • Drehfenster um eine seitliche Kante drehbar
  • Kippfenster um die untere Kante drehbar
  • Drehkippfenster Kombination aus Dreh- und Kippfenster (wird sehr oft eingesetzt)
  • Schwingflügel drehbarer Flügel um eine waagerechte rechte Achse
  • Wendeflügel drehbarer Flügel um eine senkrechte Achse
  • Schiebefenster/Hebefenster waagerecht oder senkrecht zu öffnen
  • Fix fest verglaste Scheibe
Rollladen

Ein Rollladen kann je nach Ausführung verschiedene Funktionen erfüllen.

    • Wärmeschutz
      Ein Rollladen kann den Wärmeverlust am Fenster um bis zu 30 % verringern.
      Durch Abschirmen der Sonneneinstrahlung kann der Rollladen im Sommer vor dem Erhitzen des Raumes schützen.
    • Schallschutz
    • Wind- und Wetterschutz
    • Einbruchhemmung

Konventioneller Einbau
Der Rollladenkasten sitzt über dem Fenster oder der Tür als sogenannter Sturzkasten. Er wird von außen verdeckt, der Rollladenpanzer verschwindet optisch im Mauerwerk. Diese Methode wird heute bei den meisten Neubauten angewendet. Ein nachträglicher Einbau ist mit unrealistisch hohem Aufwand verbunden und wird daher kaum gemacht.

Aufsatzrollläden
Der Kasten sitzt als Teil des Fensters oder der Tür auf dem Fensterrahmen. Diese Einbauart wird oft bei Erneuerung der Fenster angewendet. Der Nachteil ist, dass sich die Höhe des eigentlichen Fensters und somit auch die Fensterfläche verringert, was besonders bei Altbauten mit Bogenfenstern die Optik zerstören kann.

An- oder Vorbaurollläden
Die Rollladenanlage ist ein eigenständiges, abgeschlossenes System. Der Kasten samt Führungsschienen wird entweder auf dem Mauerwerk vor dem Fenster/Tür oder in die Laibung angebracht. Vorbaurollladen werden gerne für den späteren Einbau am Haus verwendet, da
diese sehr unkompliziert nachzurüsten sind. Weil bei dieser Einbauvariante keine Hohlräume über dem Fenster entstehen, wird die Bildung von Kältebrücken) komplett vermieden.

Sonnenschutz

Außenliegend
Außenliegender Sonnenschutz beschattet dass das zu schützende Objekt von außen; damit wird der Wärmeumwandlungsprozess auf die Gebäudeaußenseite verlagert, wo er im allgemeinen problemlos beherrschbar ist. Der außenliegende Sonnenschutz ist die wirkungsvollste Möglichkeit des Sonnenschutzes, wenn die Wärmeübertragung durch Konvektion weitgehend – z. B. durch Hinterlüftung – vermieden werden kann. Dabei kann allerdings die Problematik der Verschmutzung und höherer Investitions- und Betriebskosten nicht vernachlässigt werden.Beispiele für außenliegenden Sonnenschutz sind:
Fensterladen – Rolladen – Markisen – Sonnensegel – Jalousien – Vertikallamellen – Balkone – Laubbäume

Im Fenster
Jalousien im Isolierglas – Rollo im Isolierglas – Sonnenschutzglas wie Reflexions-, Interferenz- und Absorptionsgläser, Beschichtungen etc.

innenliegend
Der innenliegende Sonnenschutz mit Behängen aus Stoff ist auf Grund der Wärmeabsorption nicht so optimal für die Wärmereduktion wie der außenliegende Sonnenschutz. Verbessern lässt sich die Leistungsfähigkeit durch reflektierende Materialien, wie metallisierte Gewebe und Metallbeschichtungen.

Lüftung bei geschlossenem Fenster

Mindestlüftung
Fensterhersteller bieten in den Fensterrahmen integrierte Lüftungssysteme an, die für einen ständigen Mindestuftwechsel sorgen. Diese Elemente sind auch nachrüstbar und werden am oberen waagrechten Blendrahmen im beschlagfreien Raum installiert.

inegriertes Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung
Eine effiziente Systemlösung für dezentrales Lüften ist die fensterintegrierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Sie ermöglicht einenkontrollierter Luftaustausch, ohne das Fenster zu öffnen. Das sorgt für eine Optimierung von Energieverbrauch, Raumklima und Luftqualität. Die Elemente werden auf das obere Rahmenprofil aufgesetzt und bilden mit den Fenster eine optische Einheit.

Unterfensterbanklüftung / Energiebank
Die kompakten Lüftungssysteme mit oder ohne Wärmerückgewinnung werden vornehmlich im Fensterbereich installiert. Durch den modularen Aufbau ist auch der Einsatz in der Altbausanierung möglich. Die Lüftungsauslässe außen können “unsichtbar” in die Fensterbank integriert werden. Eine Feuchtesteuerung schafft automatisch behagliche Luftverhältnisse. Es wird nur dann gelüftet, wenn es erforderlich ist.

Auf den richtigen Anschluss kommt es an

Besonderes Augenmerk ist auf die Schnittstellen, wie z.B. der Anschluss von Fenstern und Außentüren zum Baukörper zu legen, bei denen mehrere Gewerke und die hierzu jeweils erforderlichen Maßnahmen zu planen, die Leistungen eindeutig zu beschreiben und Abzugrenzen und im Verlauf der Bauausführung zu koordinieren.

  • Rohbau
  • Fenstermontage und Befestigung, Dämmung und Abdichtung
  • Außenfensterbank
  • Fassadenarbeiten mit äußerer Abdichtung
  • Raumseitige Fensterbank
  • Innenausbau

bis zu 6 Gewerke!

In Verbindung mit dem Einbau von Fenstern und Außentüren sind bauphysikalische Eigenschaften, deren Berücksichtigung auch von Seiten des Gesetzgebers durch baurechtlich eingeführte Regelwerke und Verordnungen verbindlich gefordert wird.

  • Wärmeschutz
  • Feuchteschutz
  • Schallschutz
  • und Brandschutz

Die Beachtung der Dichtheit, des Mindestwärmeschutzes, der Vermeidung bzw. Optimierung von Wärmebrücken, sowie die Nachweisführung ist Aufgabe des Planers. Die Einhaltung der Anforderungen erfordert eine fachgerechte Umsetzung und liegt damit in der Verantwortung des Ausführenden.

Fenster und Türen schließen die Öffnungen in Gebäudewänden und müssen einschließlich der Anschlussfuge deren integraler Bestandteil sein. Insbesondere in Außenwänden müssen sie nebenstehende Aufgaben erfüllen:

  • Trennung von Außen- und Raumklima
  • Belichtung der Innenräume mit Tageslicht
  • Funktionstüchtigkeit beim Öffnen und Schließen
  • Belüftung der Innenräume über geöffnete Fenster und Türen

Wärmeschutz
Bei aller Fixierung auf Energieeinsparung, Dämmwerte und Dezibel sollte aber der Blick auf die Behaglichkeit des Raumklimas nicht vergessen werden. Wärmeschutzmaßnahmen sollen: die Wärmeverluste verringern, die sommerliche Überwärmung verhindern, die winterliche Auskühlung vermeiden und schädliche Kondensationen vermeiden um Behaglichkeit zu sichern.

Wärmebrücken
Wärmebrücken sind örtlich begrenzte Schwachstellen in der Gebäudehülle. Diese entstehen z.B. beim Anschluss unterschiedlicher Bauteile aneinander oder durch den Einsatz von Baustoffen mit unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit. Kennzeichen für eine Wärmebrücke sind erhöhte Wärmeströme und niedrige, raumseitige Oberflächentemperaturen.

Luftdichtigkeit
Gefordert wird eine nach dem Stand der Technik dauerhaft luftundurchlässige Ausführung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche einschließlich der Fugen. Insbesondere im Bereich der Fugen liegt ein hohes Schadenspotential in Bezug auf erhöhte Luftwärmeverluste, Tauwasserbildung in der Konstruktion und Zuglufterscheinungen. Gleichzeitig werden auch Anforderungen an einen Mindestluftwechsel gestellt, der durch definierte Öffnungen oder Lüftungseinrichtungen erreicht werden muß.

Luftfeuchtigkeit, Tauwasserbildung
Die Aufnahmefähigkeit der Luft für Wasser ist temperaturabhängig, aber begrenzt. Wird die maximal mögliche Wasserdampfmenge, die Sättigungsmenge, überschritten, fällt der überschüssige Wasserdampf als Kondenswasser aus. Warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen als kalte. Bei 100% relativer Luftfeuchtigkeit ist der Taupunkt erreicht. Kühlt warme Luft ab und steigt infolge dessen die relative Luftfeuchtigkeit an, so kondensiert bei Erreichung des Taupunktes der überschüssige Wasserdampf und schlägt als Wasser nieder. Tauwasser bildet sich oft an Bauteilen mit kritischen Oberflächentemperaturen oder im Bereich von Wärmebrücken bei Bauteilanschlüssen.

Schimmelpilzbildung
Schimmelpilzbildung ist nicht nur eine Folgeerscheinung von Tauwasserbildung. Untersuchungen zeigten, dass Schimmelbildung bereits vorher auftreten kann. Bei monolithischen Außenwänden,, ungedämmten bzw. nicht bis in die Leibung gedämmten Wänden sind aufgrund des geringen Wärmeschutzstandarts, neben den Fenstereinbau, häufig zusätzliche Maßnahmen notwendig, um des Risiko der Schimmelbildung zu verringern. Als Minimallösung kommen hier Dämm-Maßnahmen im Leibungsbereich, als Idiallösung eine wärmeschutztechnische Verbesserung der gesamten Außenwand in Frage.

Checkliste und Ablauf

Bauherr: Abklärung mit Hausverwaltung / Vermieter / Eigentümer / Eigentümergemeinschaften etc.

Bauherr / Architekt: Information bei Stadt / Gemeinde / Bauamt,
Besteht Denkmalschutz? Gibt es eine Gestaltungsverordnung?

Bauherr / Architekt: Welche Fenster sollen es sein?
Definition von Material, Typ, Farbe, Ausstattung und Ausführung

Bauherr / Architekt: Einholung von mindestens 3 Angeboten

Bauherr / Architekt: Vergleich und Prüfung der Angebote auf Richtigkeit, Vollständigkeit des Gesamtpaketes
der verschiedenen Gewerke (Fenster, Anschlüsse, Abdichtung, Putzarbeiten etc.)
Es müssen folgende Unterlagen vorliegen: Aufmaß vor Ort, komplette und detailierte Zeichnungen der Fenster, Produktdatenplätter und Prüfzeugnisse / Zulassungen / U-Wert-Berechnungen der Profile

Bauherr / Architekt: Vergabe des Aufrages.
Nicht der billigste ist immer der Besten. Das Preis-Leistungsverhältnis muss stimmen.

Bauherr / Architekt / Auftragnehmer: Erstellung eines Terminablaufplanes für die Demontage und die Montage.

Auftragnehmer: Demontage der vorhandenen Fenster und deren vorschriftsmäßiger,
umweltgerechter Entsorgung auf Nachweis

Auftragnehmer: Montage und Einbau der neuen Fenster gemäß gültiger Einbaurichtlinien und Vorgaben

Architekt /Auftragnehmer: eventuelle Qualitätssicherung durch einen Blower-Door-Test

Architekt /Auftragnehmer: Abnahme der Baumaßnahme,
Feststellung eventueller Mängel mit Stellung einer Frist zur Mängelbeseitigung

Bauherr / Auftragnehmer: Einstellung und Nachjustierung der Fenster nach 6-8 Wochen

Bauherr / Architekt /Auftragnehmer: Übergabe notwendiger Wartungs- und Instandhaltungshinweise
sowie der vollständigen Revisonsunterlagen des Auftragnehmers

Quellen: BAKA, Leitfaden zur Planung und Ausführung der Mantage von
Fenstern und Haustüren – RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e.V. / Montagehandbuch der Gütegemeinschaft Kunststoff-Fenstersysteme / Heinze Bauoffice / www.enviam-welt.de / www.energiesparen-im-haushalt.de ©2009

Broschüre zum Download: Fenster