Im Rahmen des Interdisziplinären Projektes des Masterstudiengangs Ressourceneffizientes und Nachhaltiges Bauen an der TU München wurde ein gesamtheitlicher Entwurf zur nachhaltigen Aufstockung auf städtebaulicher Ebene sowie auf Gebäudeebene mit dem B3- Werk erarbeitet. Hierbei wurde unter dem Leitgedanken der Suffizienz, der Bestand durch Aufstockung und Erweiterung der Fassade so für die Zukunft angepasst, dass die Gebäude nachhaltig weiter benutzt werden können, ohne drastische Maßnahmen wie Abriss, Rück- oder Neubau. Das B3-Werk dient als zukunftsweisendes Beispielprojekt für innerstädtische Nachverdichtung und Implementierung des Suffizienzgedankens in den Planungsprozess in Zeiten von Urbanisierung, Wohnraummangel, Verlust von Biodiversität und Klimawandel.

Das bebaute Grundstück befindet sich in der Goethestraße 25/27 im südlichen Bahnhofsviertel von München in unmittelbarer Nähe zur medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität. Das Bahnhofsviertel zeichnet sich durch ständiges Treiben auf den Straßen aus, welches durch die geschlossene Blockrandbebauung bestimmt wird. Das bearbeitete Grundstück besteht aus einem Vordergebäude mit Gewerbenutzung im Erdgeschoss und Wohnnutzung in den restlichen Geschossen sowie einem Rückgebäude, das gewerblich genutzt wird. Zwischen den Bauvolumen der Gebäude liegen zwei Innenhöfe. Diese Flächen weisen einen industriellen Charakter auf, der geprägt ist von parkenden Autos, versiegelten Flächen sowie der hohen Bebauung der Nachbargrundstücke.Durch unsere geplanten Aufstockungen der beiden Gebäude – konstruiert mit dem Baumaterial Holz – wird zusätzlicher Wohn- und Wohlfühlraum geschaffen. Die neuen vorgesetzten, mit einem Begrünungskonzept versehenen, Balkone des Vordergebäudes sowie die Implementierung eines passiven Lüftungskonzepts mit Hilfe von angebauten Wintergärten in das Rückgebäude erzeugen einen ökologischen Mehrwert, der nicht nur das Gebäude positiv beeinflusst, sondern auch die Umwelt. Wir können mit fester Überzeugung sagen, dass unser Projekt mit dem Titel „B3-Werk“ nicht nur aus technischer Sicht ein Leuchtturmprojekt in Mitte des Bahnhofsviertels darstellt, sondern vor allem auch durch das kreative und soziale Nutzungskonzept. Durch die Einteilung der Einheiten und Flächen des Gebäudekomplexes in verschiedene öffentliche Nutzungen, die als ‚Werke‘ betitelt werden, wird mit dem B3-Werk ein Ort der Begegnung, der Bildung und der Bewegung kreiert – die drei Leitgedanken des Projektes. Durch den offen gestalteten Eingangsbereich und das Café-Werk auf Straßenebene lädt das B3-Werk Passierende in den privaten Innenhof ein und entfaltet sich von dort auf all seine Ebenen. So lädt hier die offene Werkstatt zur freien Nutzung und Mietung ein, das Markt-Werk lädt auf entspannte After-Work Abende oder auf Kinderfloh-und Tauschmärkte ein und in dem begrünten Innenhof kann man einen Kaffee oder einen Imbiss genießen und dem Treiben in den Werken zuschauen. Hier und auch im Kultur-Werk gleich nebenan wird durch gemeinschaftlich nutzbare und transformative Räume sowie nachhaltige Projekte, Angebote, Ausstellungen und Veranstaltungen ein nachhaltiger und insbesondere ein suffizienter Lebensstil aktiv gefördert. Die oberen Geschosse der beiden Gebäude bieten eine privatere Nutzung und Räume, die als Orte der Ruhe betrachtet werden. Neben den im Bestandsbau des Rückgebäudes genutzten gewerblichen Flächen, die erhalten bleiben, finden die vielen Studierenden des Quartiers in den Aufstockungen Lernräume und -landschaften, Dachterassen und -gärten sowie Wintergärten, die für Studierende und die Beschäftigten zur Verfügung stehen. Im Vordergebäude werden attraktive Wohngemeinschaften angeboten.

So ist es uns mit dem Entwurf des B3-Werks gelungen einen Ort des Handelns, der Kooperation, des Weiterbildens und des Miteinanders zu schaffen. Ein Ort, bei dem über eine konventionelle Bauweise und herkömmliche Nutzungen hinausgedacht wird und der zeigt, wie Gebäude und Quartiere in Zukunft kreiert werden sollten, um eine Balance zwischen den menschlichen Bedürfnissen und derer Vereinbarkeit mit unserer Umwelt zu schaffen. Das B3-Werk stellt einen Ort dar, an dem sich Menschen begegnen, sich bilden und gemeinsam etwas bewegen können. Ein Ort, der das Potential einer innerstädtischen Nachverdichtung für die Gesellschaft und Umwelt demonstriert.